Stuttgart/Berlin – Viele deutsche Unternehmen können das große Potenzial der Industrie 4.0 nicht ausschöpfen. Die Ursache: Es fehlen tausende Experten für die vernetzte Fertigung. Wir brauchen dringend Spezialisten, die einerseits Produkte und Fertigungslinien kennen und andererseits große Datenmengen analysieren können, sagte Bosch-Geschäftsführer Dr. Werner Struth am Mittwoch. Industrie 4.0 erfordert Experten, die über ihr Fachgebiet hinausblicken, ergänzte er mit Blick auf den Nationalen IT-Gipfel in Berlin. Struth verantwortet bei Bosch unter anderem die Fertigungskoordination in den weltweit mehr als 250 Werken. Beim IT-Gipfel wird unter anderem eine Online-Landkarte mit 100 deutschen Industrie-4.0-Beispielen präsentiert, 15 davon stammen von Bosch. Sie zeigen, wie Industrie 4.0 Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit steigert, sagte Struth. Zugleich begrüßte er, dass es mit dem aktuellen Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0 eine gemeinsame Grundlage gibt, um die Potenziale der Industrie 4.0 für den Standort Deutschland zu nutzen: Auf dieser guten Basis kann aus vernetzten Unternehmen die vernetzte Industrie werden.
Studie: Nachfrage nach Experten nimmt noch zu
Dem steht aktuell in einigen Bereichen allerdings ein Mangel an Fachleuten gegenüber. Einer Studie des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau zufolge ist dies eine große Hürde in der Entwicklung neuer Informations- und Automatisierungstechnik. Hochgerechnet auf die Branche sind demnach mehr als 4 000 Stellen unbesetzt. Und der Bedarf an solchen Fachkräften wird den Angaben zufolge bis 2018 noch deutlich steigen.
Bildungsoffensive für die vernetzte Welt
Beim Bewältigen dieser Herausforderung könne eine breit angelegte und frühzeitig ansetzende Bildungsoffensive helfen, sagte Struth. Die Grundlagen für den souveränen Umgang mit der digitalen Welt müssen in jungen Jahren gelegt werden. Es reicht nicht, dass junge Leute die Apps auf ihrem Smartphone lediglich bedienen. Sie sollten auch eine Programmiersprache beherrschen. Nur mit diesem Werkzeug können sie eigene Ideen umsetzen.
Vernetzung ist ein universeller Trend
Um diese grundlegenden Fertigkeiten vermitteln zu können, müssten Schulen und Lehrer mit dem nötigen Wissen und der passenden technischen Infrastruktur ausgestattet werden. Dies trage auch dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung des Datenschutzes zu stärken, sagte der Bosch-Geschäftsführer. Klare Regeln für den Datenschutz und den Umgang mit Informationen aus der Fertigung sind Voraussetzung dafür, dass Unternehmen vertrauensvoll miteinander kooperieren.
Änderungen seien auch in der universitären Ausbildung nötig, sagte Struth: Studenten sollten in der Lage sein, sich und ihr Wissen miteinander zu vernetzen. Dazu muss nicht jeder ein Experte in dem jeweiligen Fach sein. Es reicht in den meisten Fällen aus, wenn Anforderungen an den jeweiligen Fachexperten klar formuliert werden können. Dafür müssen Ingenieure zunehmend IT-Kenntnisse mitbringen – etwa um die Datenströme von Sensoren an den Fertigungslinien nutzbringend auszuwerten, ergänzte Struth.
15 Bosch-Beispiele auf deutscher Online-Landkarte Industrie 4.0
Bosch ist in der Industrie 4.0 sowohl ein führender Leitanbieter als auch Leitanwender. Die vernetzte Produktion ist bei Bosch bereits heute vielfach Realität. Auf einer zum Gipfel vorgestellten Online-Landkarte mit 100 Industrie-4.0-Beispielen aus Deutschland sind 15 Umsetzungen von Bosch verzeichnet. Darunter finden sich zum Beispiel automatische Transportroboter im Werk Nürnberg, die den Materialfluss in der Fertigung durch ihre intelligente Vernetzung im Schwarm effizienter gestalten. In Homburg steht eine vernetzte Fertigungslinie, in der 200 verschiedene Hydraulikventile aus rund 2000 Komponenten gefertigt werden – ein Beispiel für die effiziente Produktion in Losgröße Eins.
Einsparungen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich
Mit Blick auf die weltweit mehr als 250 Bosch-Werke erwartet Struth durch Industrie 4.0 bis 2020 jährliche Einsparungen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Jede Ersparnis stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Attraktivität der produzierten Erzeugnisse.
Gemeinsames Verständnis für Standards
Zu den in Berlin behandelten Themen zählen unter anderem branchenübergreifende Industrie 4.0-Lösungen. Um diese zu ermöglichen, hat die Plattform Industrie 4.0 ein umfassendes Konzept vorgestellt. Dieses Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0 (RAMI 4.0) zeigt den schrittweisen Übergang aus der heutigen Fertigung in die Industrie 4.0. Dazu schafft es ein gemeinsames Verständnis für Standards und Normen. Bosch hat maßgeblich an der Referenzarchitektur mitgearbeitet. RAMI 4.0 gibt viele Orientierungshilfen, um Industrie 4.0 genau zu definieren und weiterzuentwickeln. Damit werden unter anderem Überschneidungen und Lücken in den dafür nötigen Standards sichtbar und können geschlossen werden, sagte Struth. Der Bosch-Geschäftsführer betonte, dass Deutschland auf einem guten Weg sei, die Potenziale der vernetzten Produktion zu nutzen.
Journalistenkontakt:Thilo Resenhoeft, Telefon: +49 711 811-7088
Internet
Startseite Nationaler IT-Gipfel:
http://bit.ly/1Ozk1J8
Virtuelle Industrie 4.0-Landkarte mit Bosch-Beispielen:
http://bit.ly/1Lbypji(Link gültig ab dem 18.11.)
Data Mining bei Bosch:
http://bit.ly/1Gs46E0
Details zu RAMI 4.0:
http://bit.ly/1QftBkL
Über die Plattform Industrie 4.0
Die Plattform Industrie 4.0 ist nach Angeben ihrer Initiatoren die zentrale Allianz für die koordinierte Gestaltung des digitalen Strukturwandels der Industrie in Deutschland. Sie vereint alle, die Industrie 4.0 gestalten und bündelt Kräfte und das Wissen unterschiedlichster Akteure – aus Unternehmen, Verbänden, Gewerkschaften, Wissenschaft und Politik. Die Plattform wird von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka gesteuert und geleitet, gemeinsam mit hochrangigen Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gewerkschaften.
Über den Nationalen IT-Gipfel
Der Nationale IT-Gipfel bringt Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen, um den digitalen Wandel in Deutschland zu gestalten. Grundlage dafür ist die Digitale Agenda der Bundesregierung. Ziel ist es, die Chancen der Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft voll auszuschöpfen.
Über Bosch
Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 375 000 Mitarbeitern (Stand: 31.12.2015). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von 70,6 Milliarden Euro. Die Aktivitäten gliedern sich in die vier Unternehmensbereiche Mobility Solutions, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH und ihre rund 440 Tochter- und Regionalgesellschaften in rund 60 Ländern. Inklusive Handels- und Dienstleistungspartnern erstreckt sich der weltweite Fertigungs- und Vertriebsverbund von Bosch über rund 150 Länder. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit 55 800 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung an 118 Standorten. Strategisches Ziel der Bosch-Gruppe sind Lösungen für das vernetzte Leben. Mit innovativen und begeisternden Produkten und Dienstleistungen verbessert Bosch weltweit die Lebensqualität der Menschen. Bosch bietet „Technik fürs Leben“.
Das Unternehmen wurde 1886 als „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ von Robert Bosch (1861–1942) in Stuttgart gegründet. Die gesellschaftsrechtliche Struktur der Robert Bosch GmbH sichert die unternehmerische Selbstständigkeit der Bosch-Gruppe. Sie ermöglicht dem Unternehmen langfristig zu planen und in bedeutende Vorleistungen für die Zukunft zu investieren. Die Kapitalanteile der Robert Bosch GmbH liegen zu 92 Prozent bei der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung GmbH. Die Stimmrechte hält mehrheitlich die Robert Bosch Industrietreuhand KG; sie übt die unternehmerische Gesellschafterfunktion aus. Die übrigen Anteile liegen bei der Familie Bosch und der Robert Bosch GmbH.
Mehr Informationen unter www.bosch.com, www.bosch-presse.de, www.twitter.com/BoschPresse.