Hamburg/München/Stuttgart - Wohin mit den weiterhin wertvollen Batterien am Ende ihres Lebenszyklus in Elektrofahrzeugen? Das Entwicklungsprojekt „Battery 2nd Life“ der Unternehmen Vattenfall, BMW und Bosch fügt sie in Hamburg zu einem großen Speicher zusammen, um das Stromnetz stabil zu halten.
Speicher stabilisiert das Stromnetz binnen Sekunden
Elektromobilität und Stromspeicher sind zwei Kernelemente der Energiewende. Gebrauchte Batterien aus Elektrofahrzeugen werden in Hamburg zu einem großen Stromspeicher zusammengeschaltet. Dessen Energie steht binnen Sekunden zur Verfügung und kann dabei helfen, das Stromnetz stabil zu halten. Stromspeicher sind entscheidend, um mit alternativen Energiequellen eine stabile Stromversorgung zu ermöglichen. Die natürlichen Schwankungen etwa bei Solar- und Windkraftanlagen müssen durch möglichst effiziente Speichermethoden so weit wie möglich ausgeglichen werden.
Nach einer erfolgreich beendeten Entwicklungsphase hat Frank Horch, Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Stadt Hamburg, heute einen Stromspeicher im Hamburger Hafen in den Testbetrieb übergeben. Der von Vattenfall, BMW und Bosch entwickelte Speicher steht nahe dem Cruise Center Steinwerder und wird künftig Strom zur Sicherung der Netzstabilität liefern.
2 600 gebrauchte Batteriemodule aus mehr als 100 Elektrofahrzeugen
Der Stromspeicher besteht aus 2 600 Batteriemodulen aus mehr als 100 Elektrofahrzeugen. Er verfügt über eine Leistung von zwei Megawatt (MW) und eine Speicherkapazität von 2 800 Kilowattstunden (kWh). Mit dieser Kapazität könnte der Speicher einen durchschnittlichen Zwei-Personen-Haushalt sieben Monate lang mit Strom versorgen. Die gespeicherte Energie dient jedoch nicht der allgemeinen Versorgung, sondern wird von Vattenfall zusammen mit anderen flexibel steuerbaren Anlagen am Primärregelenergiemarkt vermarktet. Der Speicher erbringt Primärregelleistung die notwendig ist, um die Netzfrequenz von 50 Hertz stabil zu halten. Primärregelleistung muss innerhalb weniger Sekunden zur Verfügung stehen.
Batterien, die zuvor in BMW Elektrofahrzeugen verwendet wurden und das Ende ihres Lebenszyklus im Fahrzeug erreicht haben, können durch das Gemeinschaftsprojekt weiter sinnvoll genutzt werden. Nachdem die gebrauchten Batteriemodule getestet und verkabelt wurden, werden sie zu Stromspeichern zusammengeschaltet und stellen im stationären Einsatz in der Energiewende weiterhin eine wichtige Ressource dar.
Zitate der beteiligten Unternehmen
„Bosch entwickelt schlüsselfertige Speicherlösungen für Energieversorger und Industrieunternehmen. Stromspeicher sind ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Energiewende. Dank der intelligenten Steuerelektronik können solche Speicher überschüssigen Strom aufnehmen und bei Bedarf sekundenschnell wieder abgeben. So helfen sie dabei, das Stromnetz zu stabilisieren. Wir erwarten von dem Entwicklungsprojekt Battery 2nd Life wertvolle Erkenntnisse und sehen es als weiteren wichtigen Schritt hin zu einem effizienteren und stärker dezentralisierten Energiesystem“, so Cordelia Thielitz, Geschäftsführerin Bosch Energy Storage Solutions.
Anlässlich der Inbetriebnahme mit den Kooperationspartnern sagte Pieter Wasmuth, Vattenfalls Generalbevollmächtigter für Hamburg und Norddeutschland: „Unser erklärtes Ziel ist es, diese Batteriespeicher in das Energiesystem zu integrieren und einer Vielzahl solcher kleinen lokalen Anlagen über den Stromhandel einen Marktzugang zu verschaffen.“ Catrin Jung-Draschil, Vice President of Portfolio & Business Development der Business Unit Wind ergänzt: „Die Speicherbarkeit von erneuerbaren Energien ist ein zentrales Thema des Klimaschutzes und der Energiewende in Deutschland. Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern leisten wir durch die intelligente Steuerung von ehemaligen Fahrzeugbatterien einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung.“
Dr. Bernhard Blättel, Vice President Mobilitätsdienstleistungen und Energy Services, BMW Group: „Mit der Marke BMWi treibt die BMW Group ein ganzheitliches Engagement für Elektromobilität. Initiator-Projekte für Ladeinfrastruktur und Energiemanagement spielen dabei eine zentrale Rolle. Der heute eröffnete Batteriespeicher ist für uns ein weiterer wichtiger Baustein zur weiteren Optimierung des Batteriemanagements. Zukünftig werden wir so mit BMW Speichern effiziente und auf Kunden zugeschnittene Batteriespeicherangebote anbieten können. Die BMW Group sieht im Kontext der Energiewende die Speicherung von Energie als den zentralen Baustein des Energie-Managements. Dies gilt sowohl für die Speicherung in den Fahrzeugen, als auch in stationären Speichersystemen. Batteriespeicher werden in Zukunft wesentlich dazu beitragen, auch die Elektromobilität nochmals nachhaltiger zu gestalten. Wir blicken zurück auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit und verdanken der Entwicklungskooperation wertvolle Erkenntnisse.“
Über das Projekt Battery 2nd Life
Das Entwicklungsprojekt Battery 2nd Life von Vattenfall, BMW und Bosch wurde 2013 gestartet und ist auf fünf Jahre angelegt. Die Projektpartner erhoffen sich dabei neue Erkenntnisse über das Alterungsverhalten und die Speicherkapazität von gebrauchten Lithium-Ionen-Batteriemodulen. Über den Stromspeicher nahe dem Hamburger Cruise Center Steinwerder hinaus umfasst das Projekt zwei weitere Maßnahmen: Seit September 2014 dienen gebrauchte Batterien in der HafenCity als Zwischenspeicher und Leistungspuffer für Schnellladesäulen. Bei einer weiteren Anwendung wird der Eigenverbrauch aus der Photovoltaikanlage des Vattenfall-Heizwerks HafenCity maximiert, indem in sonnigen Zeiten mit niedrigem Strombedarf die Energie in diesen Batterien zwischengespeichert wird.
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Über Bosch
Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 375 000 Mitarbeitern (Stand: 31.12.2015). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von 70,6 Milliarden Euro. Die Aktivitäten gliedern sich in die vier Unternehmensbereiche Mobility Solutions, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH und ihre rund 440 Tochter- und Regionalgesellschaften in rund 60 Ländern. Inklusive Handels- und Dienstleistungspartnern erstreckt sich der weltweite Fertigungs- und Vertriebsverbund von Bosch über rund 150 Länder. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit 55 800 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung an 118 Standorten. Strategisches Ziel der Bosch-Gruppe sind Lösungen für das vernetzte Leben. Mit innovativen und begeisternden Produkten und Dienstleistungen verbessert Bosch weltweit die Lebensqualität der Menschen. Bosch bietet „Technik fürs Leben“.
Das Unternehmen wurde 1886 als „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ von Robert Bosch (1861–1942) in Stuttgart gegründet. Die gesellschaftsrechtliche Struktur der Robert Bosch GmbH sichert die unternehmerische Selbstständigkeit der Bosch-Gruppe. Sie ermöglicht dem Unternehmen langfristig zu planen und in bedeutende Vorleistungen für die Zukunft zu investieren. Die Kapitalanteile der Robert Bosch GmbH liegen zu 92 Prozent bei der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung GmbH. Die Stimmrechte hält mehrheitlich die Robert Bosch Industrietreuhand KG; sie übt die unternehmerische Gesellschafterfunktion aus. Die übrigen Anteile liegen bei der Familie Bosch und der Robert Bosch GmbH.
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