Regenerative Energien, jederzeit verfügbar: Während anderenorts noch über
die Zukunft der Energiewende gestritten wird, setzt eine Wohnsiedlung bei
Frankfurt neue Maßstäbe. Sie soll sich so weit wie möglich selbst mit Strom
versorgen – und den Bewohnern dabei auch noch Geld sparen.
Stuttgart/Kelsterbach – In Kelsterbach bei Frankfurt nimmt die Energiewende konkrete Formen an. Für eine dort entstehende Wohnanlage mit 180 Reihenhäusern liefert Bosch einen flexibel einsetzbaren Stromspeicher. Er hat eine installierte Kapazität von 135 Kilowattstunden. Rechnerisch reicht dies, um zehn durchschnittliche 4-Personen-Haushalte einen Tag lang zu versorgen, sagt Projektleiter Wolfgang Mollenkopf von Bosch. Kunde ist die Süwag Erneuerbare Energien GmbH, die der Energiewende mit einem eigenen Konzept Schub verleiht. Die Inbetriebnahme ist für Mitte Mai vorgesehen.
Beitrag zur dezentralen Energieversorgung
Der Stromspeicher löst eine der großen Herausforderungen der dezentralen Energieversorgung: In dem wärmegesteuerten Blockheizkraftwerk und der Solaranlage des Wohnprojektes entsteht die elektrische Energie nicht immer dann, wenn sie auch gebraucht wird. Dann nimmt die Batterie überschüssigen Strom auf und stellt ihn später wieder zur Verfügung. Wir freuen uns, dass unsere Technik dabei hilft, dieses zukunftsweisende Konzept der Süwag umzusetzen, sagt Cordelia Thielitz, bei Bosch zuständig für stationäre Stromspeicher.
Möglichst hohe Eigenversorgung
Die neue Wohnsiedlung Enka entsteht auf einem ehemaligen Fabrikgelände. Die Deutsche Reihenhaus AG baut 180 Reihenhäuser. In einem zweiten Bauabschnitt entsteht ein Misch- und Gewerbegebiet. Die komplette Siedlung soll sich im Endausbau mit zwei Blockheizkraftwerken plus Spitzenlastkesseln, mit Solarstrom, einem Wärmespeicher und dem elektrischen Speicher möglichst eigenständig mit Energie versorgen. Das System nutzt die auf dem Gelände gewonnene Energie bestmöglich. Das effiziente Blockheizkraftwerk übernimmt die Grundlast. Ein mit Erdgas betriebener Verbrennungsmotor erzeugt darin mit Hilfe eines Generators Strom. Die bei der Verbrennung im Motor entstehende Wärme wird zur Beheizung von Gebäuden oder zum Erwärmen von Wasser genutzt.
Nachts wird naturgemäß aber weniger Strom benötigt als tagsüber – die Großbatterie von Bosch speichert ihn dann, um ihn zum Beispiel am Morgen wieder freizugeben. Ähnlich ist es mit der Solarenergie, sagt Cordelia Thielitz: Tagsüber, wenn die Familien oft gar nicht zuhause sind, scheint die Sonne und liefert viel Energie. Diese speichert die Batterie dann bis zum Abend. Ziel der Süwag ist es, die Eigenversorgung der Siedlung mit Energie so hoch wie möglich zu schrauben: Jede Kilowattstunde, die nicht über viele Kilometer transportiert werden muss, verringert den Ausbau- und Investitionsbedarf in die Netze. Und hilft, die erneuerbaren Energien leichter ins Gesamtsystem zu integrieren, erklärt das Unternehmen.
Die Verbraucher innerhalb der Wohnanlage sind direkt an die Energieerzeugung gekoppelt. Es entstehen keine Durchleitungsgebühren oder ähnliche Kosten. So können die Bewohner wesentlich günstigere Stromtarife als üblich erhalten. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Fachhochschule Frankfurt.
Schlüsselfertiger Speicher
Der schlüsselfertige Speicher von Bosch verwendet Lithium-Ionen-Technik und ist etwa sieben Meter breit, 60 Zentimeter tief und 1,80 Meter hoch. Er findet in einem Betriebsraum auf dem Gelände Platz. Seine Kapazität und die Elektronik sind exakt auf die Bedürfnisse des Energieverbundes der Siedlung abgestimmt.
Der Speicher hat eine Leistung von 50 Kilowatt und kann innerhalb von zwei Stunden ge- oder entladen werden. Sein Wechselrichter ermöglicht sowohl das Einspeisen von Strom ins Kundennetz als auch das Laden aus dem Kundennetz. Die Steuerung des Batteriesystems und die Erfahrung von Bosch beim richtigen Laden und Entladen von Batterien steigern die Lebensdauer der Batterie. Bosch plant, entwickelt und baut Speicher in verschiedenen Größenordnungen bis hin zum Megawattstunden-Bereich. Damit leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Energieversorgung – gemäß dem eigenen Anspruch Technik fürs Leben.
Hintergrund: Stromspeicher
Stromspeicher sind ein Schlüsselelement der Energiewende. Sie helfen dabei, die stark fluktuierende Energie von Wind und Sonne besser zu nutzen. Solarstrom kann in der Nacht, Windstrom auch bei Flaute verfügbar gemacht werden. Eine Studie des Öko-Instituts e.V. in Freiburg im Auftrag von Bosch hat Stromspeicher daher als ein strategisch wichtiges Technologiefeld beschrieben. Diese spielen beim Aufbau einer dezentral organisierten Infrastruktur für die Stromversorgung eine Schlüsselrolle.
In erster Linie können sie die schwankende Stromerzeugung aus Windkraft und Photovoltaik ausgleichen. Zugleich können sie Reserveenergie für ungeplante Schwankungen bereithalten. So helfen die Speicher dabei, die Erneuerbaren Energien besser ins bestehende Stromnetz einzugliedern. Damit werden die Speicher wichtiger Bestandteil von Smart Grids und bilden eine Alternative zum Netzausbau. Und sie helfen dabei, das Stromangebot und die Nachfrage in Einklang zu bringen.
Hintergrund: Blockheizkraftwerk
Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) erzeugt aus fossilen oder erneuerbaren Energien Strom und Wärme. Die Energie wird einmal aufgewendet, aber doppelt genutzt – dies ist das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Sonst werden Strom und nutzbare Wärme oft getrennt voneinander erzeugt. Die Kraft-Wärme-Kopplung verbindet diese Prozesse. Insgesamt wird weniger Brennstoff benötigt. Damit ist die Kraft-Wärme-Kopplung ein sehr effizientes Prinzip zur energetischen Nutzung von Brennstoffen. Ihre Anwendung bietet für den Klimaschutz und die Ressourcenschonung enorme Potenziale, heißt es etwa laut EnergieAgentur.NRW im Auftrag der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. Wenn ein BHKW zum Beispiel in einer kalten Winternacht vor allem zur Wärmeerzeugung benötigt wird, kann der gleichzeitig anfallende Strom für den Morgen in der Batterie gespeichert werden.
Leserkontakt:
Kerstin Rittler
Telefon: +49 711 3653-1524
Internet
Informationen der Süwag zu dem Projekt:
http://bit.ly/1eZyBGn
http://bit.ly/1fcP1dV
Studie des Öko-Instituts:
http://bit.ly/10ORVgr
Über Bosch
Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 375 000 Mitarbeitern (Stand: 31.12.2015). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von 70,6 Milliarden Euro. Die Aktivitäten gliedern sich in die vier Unternehmensbereiche Mobility Solutions, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH und ihre rund 440 Tochter- und Regionalgesellschaften in rund 60 Ländern. Inklusive Handels- und Dienstleistungspartnern erstreckt sich der weltweite Fertigungs- und Vertriebsverbund von Bosch über rund 150 Länder. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit 55 800 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung an 118 Standorten. Strategisches Ziel der Bosch-Gruppe sind Lösungen für das vernetzte Leben. Mit innovativen und begeisternden Produkten und Dienstleistungen verbessert Bosch weltweit die Lebensqualität der Menschen. Bosch bietet „Technik fürs Leben“.
Das Unternehmen wurde 1886 als „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ von Robert Bosch (1861–1942) in Stuttgart gegründet. Die gesellschaftsrechtliche Struktur der Robert Bosch GmbH sichert die unternehmerische Selbstständigkeit der Bosch-Gruppe. Sie ermöglicht dem Unternehmen langfristig zu planen und in bedeutende Vorleistungen für die Zukunft zu investieren. Die Kapitalanteile der Robert Bosch GmbH liegen zu 92 Prozent bei der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung GmbH. Die Stimmrechte hält mehrheitlich die Robert Bosch Industrietreuhand KG; sie übt die unternehmerische Gesellschafterfunktion aus. Die übrigen Anteile liegen bei der Familie Bosch und der Robert Bosch GmbH.
Mehr Informationen unter www.bosch.com, www.bosch-presse.de, www.twitter.com/BoschPresse.