Automatisierung I: Vorleistungen von vier Milliarden Euro
Ein Schwerpunkt der Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist das automatisierte Fahren. Auf dem Weg zur unfallfreien Mobilität verfolgt Bosch zwei Entwicklungspfade: Fahrerassistenzsysteme werden das teilautomatisierte Fahren für Privatfahrzeuge ermöglichen (Autonomiestufen 2 und 3). Bosch ist in diesem Bereich technisch und im Markt führend. Bereits in diesem Jahr wird das Unternehmen zwei Milliarden Euro Umsatz mit Systemen für Fahrerassistenz erzielen. Der zweite Entwicklungspfad führt zum fahrerlosen Fahren ab Anfang der kommenden Dekade (Autonomiestufen 4 und 5). „Das fahrerlose Fahren wird zum Game Changer für die individuelle Mobilität. Es wird disruptive Geschäftsmodelle wie Robotaxis und Shuttle-Mobilität ermöglichen“, sagte Denner. Aufgrund der technischen Komplexität sieht der Bosch-Chef in der Automatisierung einen künftigen Investitionsschwerpunkt: „Allein bis 2022 rechnen wir mit Vorleistungen in Höhe von vier Milliarden Euro.“ Rund 4 000 Entwickler arbeiten bei Bosch am automatisierten Fahren.
Automatisierung II: Umfangreiches Ecosystem für Mobilitätsdienste
Die Marktpotenziale des automatisierten Fahrens sind riesig. Um 50 Prozent wird der Personenverkehr bis 2030 gegenüber 2015 wachsen (Quelle: ITF). Für die nächsten zehn Jahre erwarten Analysten daher beim automatisierten Fahren ein Marktvolumen für Hard- und Software von rund 60 Milliarden US-Dollar (Quelle: Roland Berger). Bereits 2025 sollen weltweit 2,5 Millionen überwiegend fahrerlose On-Demand-Shuttlebusse unterwegs sein (Quelle: Roland Berger). Der Umsatz mit Sharing-Mobilität soll bis 2035 auf fast 160 Milliarden US-Dollar steigen (Quelle: BCG). Bosch wird für diese Form der Mobilität sowohl Technik als auch Services anbieten. Das Bosch Ecosystem für Mobilitätsdienste beinhaltet bereits heute Services für Buchung, Bezahlung, Parken, Laden, Verwaltung, Wartung und Infotainment. Zu diesen Services gehört auch Convenience Charging, eine vernetzte Navigations- und Ladelösung für Elektrofahrzeuge. Erster Serienkunde ist der deutsche Elektrofahrzeughersteller Sono Motors. „Mit unseren vernetzten Lösungen machen wir Elektromobilität alltagstauglich“, sagte Denner.
Elektrifizierung I: Marktführerschaft im Massenmarkt
2018 hat Bosch 30 Elektromobilitäts-Projekte im Volumen von mehreren Milliarden Euro akquiriert. Bis 2025 will das Unternehmen den Umsatz im Bereich der Elektromobilität auf fünf Milliarden Euro verzehnfachen. „Wir wollen Marktführer im Massenmarkt für Elektromobilität werden“, erklärte Denner. Kein Unternehmen ist in der Elektromobilität so breit aufgestellt wie Bosch. Vom Fahrrad bis zum Lkw elektrifiziert Bosch alles. Beispielsweise sind bereits heute mehr als eine Million Fahrzeuge weltweit mit Elektro- oder Hybridkomponenten von Bosch unterwegs. Denner weiter: „Künftig gilt: Kein Elektroauto ohne Bosch.” Das gilt insbesondere für den weltweit größten Elektromobilitäts-Markt China. Dort ist das Unternehmen im Pkw-Bereich bereits Marktführer. Mit dem chinesischen Elektroauto-Unternehmen NIO hat Bosch kürzlich eine strategische Kooperation für das automatisierte und elektrische Fahren vereinbart. In China beginnt 2019 zudem die Serienfertigung der eAchse, einem besonders kompakten Antrieb für Elektroautos. Vor wenigen Wochen startete die Großserienproduktion einer neuartigen 48-Volt-Batterie. Schon 2030 werden weltweit 20 Prozent der Neufahrzeuge mit einem 48-Volt-System teilelektrifiziert sein. Mit der vollständigen Übernahme der EM-motive GmbH stärkt Bosch zudem seine Position im global stark wachsenden Markt für Elektromotoren.
Elektrifizierung II: Warentransport unter Strom
Bis 2030 wird sich der weltweite Warentransport fast verdoppeln (Quelle: ITF). „Wir wollen einen Lastverkehr, der weder für das Klima noch für die Luftqualität eine Last ist. Schlüssel ist auch hier die Elektrifizierung“, sagte Denner. Bereits 2030 soll jedes vierte neue Nutzfahrzeug zumindest teilelektrisch angetrieben sein, in China nahezu jedes dritte. Davon wird auch Bosch profitieren. Zum Produktportfolio des Unternehmens für emissionsfreien Warenverkehr gehören 36-Volt-Antriebe für Cargo-Bikes, E-Antriebe für leichte Nutzfahrzeuge wie dem Streetscooter, eAchsen für leichte und schwere Transporter, elektrifizierte Achsen für Lkw-Sattelanhänger sowie künftig Brennstoffzellen-Antriebe für 40-Tonner. „Ob teilelektrisch, vollelektrisch, batterieelektrisch oder Brennstoffzelle – wir sind bereit für den Markt“, betonte der Bosch-Chef.
Künstliche Intelligenz I: Kernkompetenz für Bosch
Eine zentrale Kernkompetenz der Zukunft sieht Denner in der industriellen Anwendung künstlicher Intelligenz (KI): „Bis Mitte der kommenden Dekade sollen alle Produkte von Bosch über KI verfügen, mit ihr entwickelt oder produziert worden sein. Zwar dominieren amerikanische und chinesische Unternehmen bei KI für die Konsumindustrie“, so der Bosch-Chef. „Aber ohne Domänenwissen zu Verkehr, Industrie oder Gebäude bleibt ihr Potenzial hinter dem der industriellen KI zurück.“ Für Bosch sieht Denner anspruchsvolle Ziele: „Wir wollen als Innovationsführer KI selbst beherrschen und zur Weltspitze gehören.“ Dazu plant Bosch, bis 2021 die Anzahl der 1 000 KI-Experten im Unternehmen auf 4 000 zu vervierfachen.
Künstliche Intelligenz II: Erfolge im Weltraum und im Straßenverkehr
An nahezu 150 Projekten arbeiten die Mitarbeiter des Bosch Center for Artificial Intelligence. Ein Beispiel ist das Sensorsystem SoundSee. „Der Algorithmus von SoundSee verwendet maschinelles Lernen, um zu hören, was defekt ist“, erklärte Denner. Es soll Maschinenausfälle präzise vorhersagen und so Wartungskosten reduzieren sowie Produktivität steigern. Schon Mitte des Jahres wird es in der Internationalen Raumstation ISS zum Einsatz kommen. Kommerzielle Anwendungen sieht Bosch in Industrie, Gebäude und Fahrzeugbau. Ein weiteres Beispiel für die Fortschritte im Bereich KI ist eine Multifunktionskamera für das automatisierte Fahren, die Bildverarbeitungsalgorithmen mit Methoden der KI verbindet. Das Ergebnis: Eine intelligente Kamera fürs Auto, die beispielsweise Fußgänger sehen und gleichzeitig ihr Verhalten erkennen sowie vorhersehen kann.
Qualifizierung: Learning Company und „Bosch Tube“
Rund 250 Millionen Euro investiert Bosch jährlich in die Qualifizierung seiner Mitarbeiter. Rund 19 000 Schulungsprogramme stehen den Mitarbeitern zur Auswahl. Das Ziel: Fähigkeiten vermitteln und die Mitarbeiter so auf dem Weg in neue Geschäftsfelder mitnehmen. Die Initiative „Bosch Learning Company“ integriert dazu das Lernen in den Arbeitsalltag. Neue Angebote wie etwa Video-Lernen oder mobiles Lernen mittels Apps ergänzen klassische Klassenraumschulungen. Denner weiter: „Die Bosch Learning Company stärkt die Eigenverantwortung der Lernenden und fördert selbstbestimmtes Lernen.“ Eine Neuentwicklung ist „Bosch Tube“, das YouTube für Bosch-Mitarbeiter. Diese können Video-Tutorials erstellen und in Bosch Tube hochladen. Ebenso finden sie dort alle Lernvideos.
Agilität: Unternehmenszentrale mit nur einem Ziel
Zum Jahresbeginn hat Bosch die Zusammenarbeit der Unternehmenszentrale mit den operativen Geschäftseinheiten neu gestaltet. „Die Zentrale soll die Transformation des Geschäfts mit Mobilitätslösungen und der Vernetzung über das Internet der Dinge bestmöglich unterstützen“, sagte Denner. Dazu wurden beispielsweise die Strukturen von zentralen Service-Bereichen wie Einkauf oder Personal vereinfacht. 40 Zentralabteilungen wurden in 20 gebündelt. Diese werden künftig von vier anstatt acht Geschäftsführern verantwortet. Die anderen Mitglieder der Geschäftsführung sind für die operativen Geschäftseinheiten verantwortlich. Insgesamt arbeiten rund 20 000 Beschäftigte bei Bosch in zentralen Unternehmensfunktionen wie Einkauf, Finanzen, Personal oder IT.
Geschäftsverlauf 2018 nach Unternehmensbereichen
Bosch blickt 2018 auf eine positive Entwicklung seiner Geschäftseinheiten zurück. Der Umsatz im Unternehmensbereich Mobility Solutions legte 2018 erneut stärker zu als die weltweite Automobilproduktion. Die Erlöse stiegen nach vorläufigen Zahlen um 2,3 Prozent auf 47 Milliarden Euro. Das ist ein wechselkursbereinigtes Plus von 4,7 Prozent. Der Umsatz im Unternehmensbereich Consumer Goods erzielte 17,8 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang um 3,2 Prozent. Starke gegenläufige Wechselkurseffekte sowie hoher Preisdruck in Kernmärkten belasteten die Geschäftsentwicklung von BSH Hausgeräte GmbH und Bosch Power Tools. Wechselkursbereinigt beträgt das Umsatzplus 0,9 Prozent. Der Umsatz im Unternehmensbereich Industrial Technology stieg auf 7,4 Milliarden Euro und erzielte mit 8,9 Prozent das höchste Wachstum. Wechselkursbereinigt betrug das Wachstum 11 Prozent. Vor allem der Geschäftsbereich Drive and Control Technology hat sich weiter positiv entwickelt. Das zum Bereich Industrial Technology gehörende Geschäft mit Verpackungsmaschinen plant Bosch derzeit zu verkaufen. Der Unternehmensbereich Energy and Building Technology erzielte einen Umsatz von 5,5 Milliarden Euro. Das Wachstum von 2,3 Prozent beträgt wechselkursbereinigt 4,7 Prozent.
Geschäftsverlauf 2018 nach Regionen
Eine positive Geschäftsentwicklung verzeichnete Bosch in Europa. Die Erlöse erreichten 41 Milliarden Euro. Der Anstieg um 2,1 Prozent entspricht wechselkursbereinigt 3,7 Prozent. Das Wachstum kam vor allem aus Deutschland und Österreich. In Nordamerika stieg der Umsatz auf 12,3 Milliarden Euro. Das ist wechselkursbereinigt ein Plus von 7,9 Prozent, nominal 2,8 Prozent. Positiv auf die Umsatzentwicklung wirkte sich vor allem das Automobilgeschäft aus. In Südamerika blieb der Umsatz unter Vorjahresniveau. Ausschlaggebend waren die enormen negativen Wechselkurseffekte in den Kernmärkten Brasilien und Argentinien. Nominal ging der Umsatz um 7,8 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zurück. Wechselkursbereinigt stieg der Umsatz um 8,9 Prozent. Der Umsatz in Asien-Pazifik einschließlich Afrika legte um 0,4 Prozent auf 23,2 Milliarden Euro zu. Der wechselkursbereinigte Zuwachs entspricht 3,1 Prozent. Der Anteil der Region am Gesamtumsatz beträgt zwischenzeitlich rund knapp 30 Prozent.
Mitarbeiter: Belegschaft wächst um 7 800 Mitarbeiter
Die Bosch-Gruppe beschäftigte zum Stichtag 31.12.2018 weltweit rund 410 000 Mitarbeiter. Das sind 7 800 mehr als im Vorjahr. Das Personal baute Bosch vor allem in den Regionen Europa und Asien-Pazifik auf. Der Beschäftigtenzuwachs in Deutschland lag bei 1 700 Mitarbeitern. Bosch verzeichnet einen anhaltend hohen Bedarf an IT- und Software-Experten.
Ausblick 2019: Hohes Ergebnisniveau absichern
Bosch geht für 2019 von einem weltweiten Wirtschaftswachstum in Höhe von 2,3 Prozent aus. „Ausschlaggebend für unseren verhaltenen Ausblick sind weiterhin zahlreiche geopolitische Entwicklungen wie der offene Ausgang des Brexits und diverse Handelsstreitigkeiten. Zudem verdirbt ein aggressiver Wirtschaftsprotektionismus in Form von Strafzöllen oder der Aufkündigung von Freihandelsabkommen die Konsum- und Investitionslaune“, so der Finanzchef. Ungeachtet davon will sich Bosch auch im laufenden Jahr besser entwickeln als die relevanten Märkte und trotz beträchtlicher Vorleistungen das hohe Ergebnisniveau weiter sichern.