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Die emissionsfreie Mobilität kommt – wenn die Lösungen bezahlbar sind und begeistern

Joern Ebberg

Joern Ebberg

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Dr. Volkmar Denner,
Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung,
auf der Pressekonferenz
zur Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt
am 10. September 2019



Es gilt das gesprochene Wort.




Diese IAA bewegt, sehr geehrte Damen und Herren!

Sie bewegt nicht mehr nur die Automobilindustrie und ihre Kunden, vielmehr auch Debatten und Demonstrationen. Und mehr denn je bewegen kritische Fragen die Gesellschaft: Wie Mobilität gestalten, ohne die Umwelt zu schädigen? Wie den nötigen technischen Fortschritt wirtschaftlich realisieren? Wie schließlich die sozialen Folgen der Verkehrswende beherrschen? Wir werden eine neue Balance finden müssen im Dreieck zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Interessen. Einfache Lösungen gibt es dafür nicht, niemand hält allein den Schlüssel in der Hand. Darum muss man ringen – im offenen Dialog. Es ist Automesse, und doch stehen Fragen wie diese ebenso wie die Neuheiten auf vier Rädern im Brennpunkt des Interesses. Unsere Antwort besteht aus zwei Teilen.

  • Zum einen: Wir wollen Mobilität, die das Klima des blauen Planeten ebenso wie die Luftqualität in den Städten schützt. Bosch ist das erste Industrieunternehmen, das weltweit alle Standorte binnen eines Jahres CO2-neutral stellt. Und genauso entschlossen realisieren wir effiziente Antriebstechniken – vom Verbrenner bis zur Brennstoffzelle.
  • Zum anderen: Was ökologisch richtig ist, darf wirtschaftlich und sozial nicht falsch sein. Emissionsfreie Mobilität ist möglich – wenn sie für die Menschen bezahlbar bleibt und ihr Nutzen begeistert. Nur so können wir sie auf dem Markt durchsetzen.

Dabei ist Mobilität für uns längst mehr als das Fahren mit dem eigenen Auto. Wir stellen uns die Mobilität von morgen nicht nur elektrifiziert und automatisiert vor, vielmehr auch vernetzt und personalisiert. Und gerade das personalisierte Fahren wird mehr sein als Autofahren. Wir verstehen darunter Services für den persönlich besten Weg zum Ziel, egal ob auf zwei oder vier Rädern, egal ob auf Straße oder Schiene. Multimodale Mobilität unterstützen – auch das ist eine Antwort auf die kritischen Fragen zum Straßenverkehr.

Schlüssel in die Zukunft: Jährlich drei Milliarden Euro für Software

Zunächst aber entwickeln wir für die Mobilität der Zukunft die technischen Grundlagen. Tiefes Know-how in Elektronik und Software – das ist für uns der Schlüssel. Schon jetzt beschäftigt unser Unternehmensbereich Mobility Solutions gut 14 000 Software-Entwickler – jährlich investiert er in die Software-Entwicklung nahezu drei Milliarden Euro.

Damit machen wir die Elektronik- und Software-Architektur der Fahrzeuge deutlich leistungsfähiger – wichtig fürs vernetzte, aber auch fürs automatisierte und elektrifizierte Fahren. Die Rechenleistung wird sich Anfang der nächsten Dekade mindestens um den Faktor 1 000 vergrößern. Kommen werden leistungsstarke Leitrechner. Rechner dieser Art realisiert Bosch bereits für die Integration von Infotainment-Systemen und Fahrerassistenz-Funktionen. Mit solchen Rechenzentren werden sich Fahrzeuge zunehmend im Internet der Dinge bewegen.

Endlich Wachstum: Die Elektromobilität wird zur Erfolgsgeschichte

Wie aber fahren sie morgen auf der Straße? Wir sehen eine schrittweise Transformation des automobilen Antriebs voraus. Zunächst steckt im Verbrenner noch Energie. 2030 werden drei von vier Neuwagen Diesel- oder Benzinmotoren an Bord haben, mit oder ohne Hybrid. Schon deshalb ist es praktizierter Umweltschutz, auch diese Motoren weiterzuentwickeln. So stößt der Diesel mit der neuen Abgastechnik von Bosch nahezu kein Stickoxid mehr aus, wie unabhängige Tests bereits gezeigt haben. Und unsere Lösung geht in Serie, auch mit Fahrzeugen hier auf der Messe. Unser nächstes Ziel ist die Partikelreduktion beim Benziner. Das heißt im Klartext: 70 Prozent weniger Feinstaub, als nach der geltenden Norm Euro 6d erlaubt ist – nachgewiesen auf der Straße ebenso wie auf dem Prüfstand. Damit nicht genug: Um mehr als 90 Prozent können wir auch den Bremsstaub vermindern, sei es mit regenerativen Bremssystemen oder unserer iDisc-Bremsscheibe. Ein Straßenverkehr, der die Luft in den Städten nicht mehr belastet – diesem Ziel kommen wir immer näher.

Endlich kommt auch der Markt für Elektromobilität unter Strom. Immer deutlicher zeichnet sich ab: Der elektrische Antrieb wird die nächste Erfolgsgeschichte von Bosch. Technisch wie geschäftlich liegen wir vorn. Wir sind an der Spitze mit dem Wirkungsgrad unserer Komponenten, wir sind breiter aufgestellt als andere Zulieferer – vom Bike bis zum Truck. Und das Wachstum kommt. 2018 haben wir für die elektrische Mobilität 30 Serienprojekte im Wert von acht Milliarden Euro akquiriert, im ersten Halbjahr 2019 ist bereits eine Reihe weiterer Aufträge in Höhe von fünf Milliarden Euro eingegangen. In Summe ergibt dies also für unsere Elektromobilität einen Orderwert von 13 Milliarden Euro binnen 18 Monaten. Schon 2020 werden wir die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro übertreffen. Für 2025 haben wir einen Umsatz von fünf Milliarden Euro anvisiert – eine Marke, die wir mehr als erreichen werden. Unsere Produkte kommen an, unsere Vorleistungen zahlen sich aus.

Zugleich industrialisieren wir den Brennstoffzellen-Antrieb. Dazu bereiten wir die Produktion eines Bosch-Stacks vor. Konkret entwickeln wir den Stack unseres Partners Powercell weiter, der in der Branche derzeit die höchste Leistungsdichte aufweist. Jetzt geht es darum, ihn kostengünstig zu fertigen. Das wird uns nicht nur über Skaleneffekte gelingen, vielmehr auch über die simultane Entwicklung von Produkt und Fertigungsprozess. Hier liegt eine Stärke von Bosch. Und diese Stärke werden wir ausspielen, auch indem wir erfahrene Großserien-Entwickler aus dem Dieselgeschäft auf die neue Technik ansetzen. Wir machen alternative Antriebe bezahlbar – das war beim Common Rail so, das wird uns ebenso mit der Brennstoffzelle gelingen.

Den Anfang macht das Parken: Das automatisierte Fahren wird Alltag

Vorn sind wir auch auf dem Weg zum automatisierten Fahren. Auf diesem Weg wachsen wir mit Fahrerassistenz-Systemen im laufenden Jahr um zwölf Prozent, auf einen Umsatz von zwei Milliarden Euro. Allein unser Absatz von Radarsensoren legt 2019 um 20 Prozent zu, der von Videosensoren um 30 Prozent. Für die weitere Entwicklung zum automatisierten Fahren investieren wir bis 2022 vier Milliarden Euro. Der nächste Schritt: Autobahn-Assistenten, mit denen der Fahrer die Hände vom Lenkrad nehmen kann. Solche „Level-2-Handsfree-Systeme“ entwickeln wir für den asiatischen und den amerikanischen Markt. Nur dort sind sie derzeit gesetzlich möglich. Genauso brauchen wir ihre Zulassung in Europa, damit die nächste Stufe der Automatisierung auch auf unseren Straßen stattfinden kann.

Immerhin haben wir die weltweit erste Freigabe für das fahrerlose Parken gerade in Deutschland bekommen – für das gemeinsame Projekt mit Daimler im Stuttgarter Mercedes-Benz-Museum. Dieses Projekt ist jetzt kein Prototyp mehr, es geht in den Alltagsbetrieb. Wie der automatisierte Vorfahr- und Einparkservice funktioniert, möchte ich mit einem Filmausschnitt zeigen …

... und natürlich geht die Geschichte weiter. Auch hier werden wir an den Kosten arbeiten, etwa indem wir Videokameras aus unserer Gebäudetechnik einsetzen. Bis Ende 2021 werden wir das „Automated Valet Parking“ in einem Dutzend weiterer Parkhäuser einrichten – für 2025 haben wir uns mehr als 100 zum Ziel gesetzt. Mit der ersten Zulassung jedoch können wir sagen: Der Alltag des automatisierten Fahrens beginnt mit dem Parken.

Gewappnet für disruptive Trends: Projekte mit neuen Marktakteuren

Technologisch sind wir Innovationsführer – wie aber sehen wir neue Geschäftsideen im rasanten Wandel unserer Branche voraus? Gezielt erschließt Bosch Geschäft mit neuen Marktakteuren, die auch Sensoren für disruptive Trends sein können. So arbeiten wir mit den drei größten Ride-Hailing-Anbietern DiDi, Lyft und Uber zusammen, die zusammen weltweit bereits mehr als 50 Millionen Fahrten pro Tag vermitteln. Für DiDi zum Beispiel verlängern wir mit einem Cloud-Service die Lebensdauer der Batterien. Wie wir neue Wege in der Zusammenarbeit mit neuen Anbietern gehen, wie wir gerade die internetbasierte Mobilität vorausdenken – beides wird Ihnen nun Stefan Hartung zeigen ...

Mobility ist der größte Unternehmensbereich der Bosch-Gruppe. Er trug 2023 mit 56,2 Milliarden Euro knapp 60 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Damit ist das Technologieunternehmen einer der führenden Anbieter in der Mobilitätsindustrie. Bosch Mobility verfolgt die Vision einer sicheren, nachhaltigen und begeisternden Mobilität. Seinen Kunden bietet der Bereich ganzheitliche Mobilitätslösungen. Die wesentlichen Geschäftsfelder sind: Elektrifizierung, Software und Services, Halbleiter und Sensoren, Fahrzeugcomputer, fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme sowie Systeme zur Regelung der Fahrdynamik. Hinzu kommen Werkstattkonzepte sowie Technik und Service für den Kraftfahrzeughandel. Wichtige Innovationen im Automobil wie das elektronische Motormanagement, der Schleuderschutz ESP oder die Common-Rail-Dieseltechnik kommen von Bosch.

Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 429.000 Mitarbeitenden (Stand: 31.12.2023). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 91,6 Milliarden Euro. Die Geschäftsaktivitäten gliedern sich in die vier Unternehmensbereiche Mobility, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Mit seiner Geschäftstätigkeit will das Unternehmen übergreifende Trends wie Automatisierung, Elektrifizierung, Digitalisierung, Vernetzung sowie die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit technologisch mitgestalten. Die breite Aufstellung über Branchen und Regionen hinweg stärkt die Innovationskraft und Robustheit von Bosch. Mit seiner ausgewiesenen Kompetenz bei Sensorik, Software und Services ist das Unternehmen in der Lage, Kunden domänenübergreifende Lösungen aus einer Hand anzubieten. Zudem setzt Bosch sein Know-how in den Bereichen Vernetzung und künstliche Intelligenz ein, um intelligente, nutzerfreundliche und nachhaltige Produkte zu entwickeln und zu fertigen. Bosch will mit „Technik fürs Leben“ dazu beitragen, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und natürliche Ressourcen zu schonen. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH sowie ihre rund 470 Tochter- und Regionalgesellschaften in mehr als 60 Ländern. Inklusive Handels- und Dienstleistungspartnern erstreckt sich der weltweite Fertigungs-, Entwicklungs- und Vertriebsverbund von Bosch über fast alle Länder der Welt. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit rund 90 000 Mitarbeitende in Forschung und Entwicklung an 136 Standorten, davon etwa 48 000 Software-Entwicklerinnen und -Entwickler.

Mehr Informationen unter www.bosch.com, www.iot.bosch.com, www.bosch-presse.de.