Auf die Geschäftsentwicklung der Bosch-Gruppe wirkten sich neben dem schwachen Wachstum der Weltwirtschaft auch erhebliche Marktverzögerungen in Wachstumsfeldern wie der Elektromobilität ungünstig aus. Das Ergebnis belasteten fehlende Umsätze und damit nicht ausgelastete Kapazitäten sowie weiterhin hohe Vorleistungen für Zukunftstechnologien und Vorkehrungen für erforderliche strategische Anpassungen. Trotz aller Herausforderungen verfolgt Bosch seine ambitionierten Geschäftsziele konsequent weiter: Bis 2030 will das Unternehmen in seinen Geschäftsfeldern zu den führenden Anbietern in wesentlichen Märkten gehören. Darüber hinaus peilt Bosch im Durchschnitt ein jährliches Umsatzplus von sechs bis acht Prozent bei einer Rendite von mindestens sieben Prozent an.
Wachstumsstrategie: Portfoliogestaltung erhöht Geschäftschancen
Im abgelaufenen Geschäftsjahr setzte Bosch seine Strategie 2030 zielstrebig um und erreichte wichtige Meilensteine. Dazu gehört der geplante Erwerb des Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungsgeschäfts von Johnson Controls und Hitachi in Höhe von rund acht Milliarden US-Dollar. Mit der geplanten Akquisition will Bosch seine Präsenz in Wachstumsmärkten wie den USA und Asien ausbauen. „Wir verfolgen auch im aktuellen Gegenwind konsequent unsere Wachstumsstrategie, und wir werden entscheidende Technologien für die Welt von morgen auch weiterhin entschlossen vorantreiben“, erklärte der Bosch-Chef. Mit dem erfolgreichen Verkauf von großen Teilen seines Produktgeschäfts für Sicherheits- und Kommunikationstechnik im Geschäftsbereich Building Technologies wird sich Bosch zukünftig auf das Systemintegrationsgeschäft konzentrieren und weiter wachsen. Damit zielt Bosch auf eine ausgewogenere Balance seiner Unternehmensbereiche, will sich robuster aufstellen und sein Portfolio zukunftsweisend ausbauen.
Zukunftstechnologien: Innovationen schaffen Technik fürs Leben
Um seine Wachstumsziele zu erreichen, treibt Bosch Innovationen in Zukunftsfeldern voran. „Elektromobilität, Wasserstoff und nachhaltige Technologien bleiben ein Wachstumsgeschäft und im Fokus unserer Innovationen“, betonte Hartung mit Blick auf die anhaltende Herausforderung durch den Klimawandel. In den USA testet Bosch zum Beispiel eine sogenannte Kryopumpe, die bis zu 600 Kilogramm flüssigen Wasserstoff pro Stunde verdichtet. Mit der Pumpe kann ein Lkw innerhalb von zehn Minuten genügend Wasserstoff für die nächsten 1 000 Kilometer tanken. Auch bei den Hausgeräten geht Bosch voran: Mit einer energieeffizienten XXL-Einbau-Kühl-Gefrier-Kombination ist Bosch in wenigen Wochen weltweit der erste Anbieter, der ein Hausgerät für die herstellerübergreifende Vernetzung mit dem neuen Standard Matter auf den Markt bringt. Am alltagstauglichen Einsatz von KI arbeiten rund 5 000 KI-Experten von Bosch: Zum Beispiel ermöglicht ein neuer KI-gestützter Notrufservice für Fahrstuhlnutzer einen simultan übersetzten Hilferuf in Muttersprache, ohne Aufzüge umrüsten zu müssen.
Digitale Lösungen: Künstliche Intelligenz stärkt Kerngeschäft
Intelligente Software und digitale Dienste haben sich für Bosch mittlerweile zu einer wichtigen Säule für das Kerngeschäft entwickelt. „Wir setzen KI immer stärker in unseren eigenen Prozessen ein und verbessern damit Qualität und Produktivität sowohl in den Werken wie in den Büros“, sagte Hartung. „Auch aus unseren Produkten und Lösungen ist KI nicht mehr wegzudenken.“ Bosch erwartet einen Umsatz mit Software und Services von mehr als sechs Milliarden Euro bis Anfang der nächsten Dekade. Rund zwei Drittel dieses Umsatzes sollen dabei auf den Geschäftsbereich Mobility entfallen. „Beim assistierten und automatisierten Fahren spielt KI bei Bosch schon seit Jahren eine wichtige Rolle“, verdeutlichte der Bosch-Chef. „Wir treiben die softwaredefinierte Mobilität auch jenseits der KI voran – damit ist Bosch ein idealer Partner für die großen Tech-Player weltweit.“ Ein Beispiel ist die Systemlösung Vehicle Motion Management. Diese ermöglicht unter anderem Brake-by-wire-Bremssysteme, bei denen ein elektronisches Bremspedal ohne mechanische Kopplung zum Einsatz kommt.
Wirtschaftspolitik: Wettbewerbsfähigkeit für ein starkes Europa
Für Wachstumsimpulse setzt Bosch auf neue politische Rahmenbedingungen in Deutschland und der EU. Laut Bosch-Chef Hartung gilt es, die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität als Wirtschaftsstandort zu stärken. „Eine starke EU besteht aus weniger Vorgaben und mehr Investitionen sowie weniger Barrieren und mehr Markt“, erklärte Hartung. Mit Blick auf Energiepreise, Bürokratie und fehlende Investitionen in die Infrastruktur des Heimatmarktes Deutschland wünscht sich Hartung, nach der Bundestagswahl schnell vom Reden ins Handeln zu kommen. „Alles, was das wirtschaftliche Handeln vereinfacht, geht in die richtige Richtung“, sagte der Bosch-Chef. „Dann können Deutschland und Europa wirtschaftlich und technologisch auch in Zukunft an der Weltspitze mitspielen.“ Bosch will wie bisher seinen Beitrag dazu leisten: Auch im kommenden Jahr sollen rund 40 Prozent der weltweiten Investitionen des Unternehmens an deutsche Standorte gehen.
Geschäftsverlauf 2024: Marktentwicklung beeinflusst Spartenumsätze
Die Umsatzzahlen der Unternehmensbereiche von Bosch spiegeln deutlich die Marktentwicklung wider. „Das Jahr 2024 war insgesamt geprägt durch die seltene Konstellation, dass sich alle unsere Fokusmärkte gleichzeitig nur schwach entwickelten“, erklärte Markus Forschner, Geschäftsführer und Finanzchef der Robert Bosch GmbH. Der Unternehmensbereich Mobility erzielte mit einem Umsatz von 55,9 Milliarden Euro in etwa das Vorjahresniveau. Trotz des rückläufigen Marktes blieben die Erlöse auch wechselkursbereinigt nahezu unverändert. Im Unternehmensbereich Industrial Technology erreichte der Umsatz 6,5 Milliarden Euro. Das sind nominal 13 Prozent weniger als im Vorjahr, wechselkursbereinigt minus zwölf Prozent. Die schwache Maschinenbaukonjunktur hatte die Hauptmärkte Europa, China und Amerika besonders hart getroffen. Im Unternehmensbereich Consumer Goods stiegen die Erlöse nominal um zwei Prozent auf 20,3 Milliarden Euro. Wechselkursbereinigt lagen sie sogar drei Prozent über dem Vorjahr. Damit erziele Bosch im Konsumgütergeschäft erstmals nach dem Nachfrageeinbruch am Ende der Corona-Pandemie wieder Zuwächse. Im Unternehmensbereich Energy and Building Technology erreichten die Erlöse 7,5 Milliarden Euro. Nominal und wechselkursbereinigt lag der Umsatzrückgang bei drei Prozent. Wesentlich dafür war die gedrückte Stimmung auf dem Heizungsmarkt in Europa.
Geschäftsverlauf 2024: Verhaltene Umsatzentwicklung in den Regionen
Neben der Marktentwicklung wirkte sich die Konjunktur unterschiedlich stark auf die Umsatzentwicklung in den Regionen aus. „Das Europageschäft war besonders von der konjunkturellen Entwicklung betroffen“, erklärte Forschner. In Europa lag der Umsatz mit 44,5 Milliarden Euro nominal und wechselkursbereinigt fünf Prozent unter dem Vorjahr. Auch in Amerika und Asien-Pazifik wuchsen die Umsätze eher verhalten. Dafür ausschlaggebend war die Entwicklung in Nordamerika sowie China. In Nordamerika stieg der Umsatz nominal und wechselkursbereinigt um fünf Prozent auf 16 Milliarden Euro. In Südamerika lag der Umsatz bei 1,8 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von nominal sechs Prozent, wechselkursbereinigt von zwölf Prozent. In Asien-Pazifik erreichten die Erlöse 28,1 Milliarden Euro. Der Zuwachs lag nominal bei einem Prozent, wechselkursbereinigt bei drei Prozent.
Mitarbeiterentwicklung 2024: Geringerer Personalbedarf zeichnet sich ab
Bosch beschäftigte zum Stichtag 31.12.2024 weltweit rund 417 900 Menschen – das sind knapp drei Prozent weniger als im Vorjahr (-11 500). Wesentliche regionale Veränderungen gab es in Europa und in Asien. Auch in Deutschland verringerte sich die Mitarbeiterzahl um rund drei Prozent (-4 400) auf gut 129 800.
Ausblick 2025: Schwache Konjunktur erhöht weiteren Kostendruck
Ein sehr anspruchsvolles Umfeld erwartet die Bosch-Gruppe auch für das laufende Jahr. „Wir stellen uns auf eine weiterhin nur moderat wachsende Weltwirtschaft ein“, sagte Forschner. „Die globale Wirtschaft dürfte erst 2026 wieder etwas anziehen.“ Bosch erwartet für 2025 einen Konjunkturanstieg von zunächst lediglich 2 ½ Prozent. Um seine Wachstumsstrategie umzusetzen, verfolge das Unternehmen seine Finanzziele zielgerichtet weiter. „Auch angesichts anhaltend widriger Rahmenbedingungen wollen wir unsere Umsatz- und Ergebnissituation im Geschäftsjahr 2025 weiter verbessern“, betonte Forschner. Aus Sicht des Finanzchefs ermöglicht nur profitables Wachstum die kraftvolle Weiterentwicklung des Unternehmens. Bosch will dementsprechend 2026 seine Zielrendite von sieben Prozent erreichen. Dazu solle die Wettbewerbsfähigkeit auf allen Ebenen weiter gesteigert werden – von attraktiven Produkten über marktfähige Kosten bis hin zu passenden Strukturen für ein zukunftsweisendes Portfolio. „Sinnvolles Sparen und zielgerichtetes Investieren sichern uns die dazu erforderlichen Gestaltungsspielräume“, verdeutlichte Forschner. Das werde nicht einfach, verlange größte Anstrengungen und schließe auch schmerzhafte Entscheidungen nicht aus.
1 Gerundete Zahlen, ggf. Abweichungen zu späteren Kennzahlen des Konzernjahresabschlusses.